Sonntag, 8. April 2012

Die Hyänen der Etablierten wollen die Piraten zerfleischen - Blog von Kiat Gorina


Kaum veröffentlichen die Jungen Piraten einen Offenen Brief an die Piratenpartei, schon sehen die Etablierten eine Gelegenheit, über die Piraten öffentlich herzufallen und die Piraten zu zerfleischen.
Gewiss, die Piratenpartei hat wegen ihres rasanten Aufstieges ein Problem: viele Interessierte stoßen zu ihnen, die früher mit anderen Parteien sympathisierten oder gar Mitglied waren.
Vor allem von der FDP sind viele Mitglieder und Sympathisanten enttäuscht. Natürlich in erster Linie über den Niedergang der FDP - wer da junges Mitglied ist, hat kaum eine Chance auf einen politischen Posten.
In der Vergangenheit galt die FDP als günstige Startposition für Schnellstarter. Diese Ära dürfte zu Ende sein. Also versuchen karrieregeile Menschen ihr Heil bei anderen Parteien - auch bei den Piraten.
Bisher wirkte der "Selbstreinigungseffekt" innerhalb der Piratenpartei. Jetzt allerdings ist der Andrang derart groß, dass sich Menschen melden, die etwas "schillernd" sind.
Und was für die meisten Menschen in dieser Republik neu und deshalb überraschend ist, ist die Art und Weise, wie solche "Differenzen" öffentlich und transparent ausgetragen und darüber diskutiert wird.
Die Piraten sind ja auch ein Spiegelbild dieser Gesellschaft. Und wenn die Jungen Piraten anprangern, dass "eine Frau als „zu hübsch“ galt, um ernstgenommen zu wer­den" - dann ist dies nicht nur ein Problem der Piratenpartei, sondern dieser immer noch patriarchalisch geprägten Republik.
Genau diese Tatsache ist einer der Gründe, dass sich im derzeitigen Politikbetrieb Frauen oft nicht wohl fühlen: sie werden einfach nicht ernst genommen. Wie war es denn am Anfang mit Frau Marina Weisband?
Da interessierten sich die allermeisten Reporter für ihr Aussehen, ihr Studium etc. Aber dass Marina Weisband die Piratenpartei repräsentiert, das einzusehen und zu akzeptieren, das dauerte.
Somit haben nicht nur die Piraten dieses Problem, sondern die allermeisten Parteien und Organisationen. Diesen Offenen Brief der Jungen Piraten sollten auch die Funktionäre anderer Parteien lesen, bevor sie Jounalisten auf die Piraten hetzen. Wieder einmal stellt sich heraus, dass das Sprichwort "Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen!" immer noch gilt.
Und solche Stammtischparolen wie "sollte mal richtig hart durchgefickt werden, viel­leicht entspannt sie sich dann ja mal" finden wir überall in dieser von Männern dominierten Gesellschaft. Das soll keine Entschuldigung für eine solche Entgleisung sein, zeigt jedoch, dass noch gar mancher Mann - auch bei den Piraten - an sich arbeiten muss, was sein Frauenbild angeht. 
Ich persönlich kenne solche Macho-Sprüche schon seit langem, seit ich in Deutschland ankam: mein deutscher Halbbruder hatte ja auch solche Sprüche drauf wie "Frauen müssen unten liegen und das Maul halten!" Ich zeigte ihm seinerzeit den Vogel und als er mich verprügeln wollte, zeigte ihm meine Hündin - eine Mischung von Wolf und Schäferhund, 50 kg schwer - ihre Zähne ;-)
Ich empfehle jetzt nicht, dass jede Frau einen sie verteidigenden Hund braucht - aber gewisse Abwehrtechniken können schon nützlich sein. So kenne ich eine junge Frau, die sich beklagte, dass es in ihrer Clique junge Männer gibt, die sich von hinten anschleichen und die Frau umklammern. Ich riet ihr zu einem Selbstverteidigungskurs. Was sie auch machte.
Als dann ihre Clique wieder einmal zusammensaß und einer der jungen Tölpel sie von hinten umklammern wollte, beugte sie sich reflexartig nach vorn und warf diesen Jungen auf den Tisch. "Das ist gemein!" riefen empörte Jünglinge - aber seitdem hat diese Frau ihre Ruhe.
Was ich damit sagen will, ist: Wir Frauen müssen uns in dieser Männerwelt wehren - nicht nur empören und anklagen! Gewiss, es gibt viele einsichtige und lernbereite Männer, aber es gibt auch Exemplare, die auf ihren autoritären Mannritualen beharren.
Und was Ableismus angeht, diese Erfahrung musste ich mein ganzes Leben lang machen: Die allermeisten Mongolen sahen mich als Dschinn an, weil ich nicht wie sie ausschaute. Und hier im Westen halten mich viele für doof, weil ich eben nicht wie eine Langnase ausschaue. Aber ich habe gelernt, auch dies zu meinem Vorteil zu nutzen: "Es ist schon von Vorteil, wenn einen die anderen anfangs unterschätzen!"  meinte mein Anwalt ...
Bis ich das erkannte und einsah, musste ich auch "Lehrgeld" bezahlen: So schlugen mich einst Ultrarechte und Mitglieder des Reitvereins in Widerlingsbach zusammen. Anlass: Ein Reitmädchen hatte in meiner Abwesenheit in meinem Rucksach gewühlt und meinen Behindertenausweis gefunden, den ich wegen meines Diabetes habe. Und diese "Herrschaften" wollten keine Behinderten in ihrem Verein haben. "Bei Hitler ist so etwas wie du vergast worden!" brüllten sie im Chor. 
Kurz darauf wurde einer der Oberbrüller als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert - Krebs! Zwischenzeitlich ist er verstorben.

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